Jeder Besucher einer Website erhält automatisch seine eigene, auf ihn zugeschnittene Version der Website, die im Handumdrehen aus einer Datenbank erstellt wird. Jeder Hypertext-Leser erhält seine eigene Version des Textes. Auf diese Weise fungiert die neue Medientechnologie als die perfekteste Verwirklichung der Utopie einer perfekten Gesellschaft, die aus einzigartigen Individuen besteht. Die neuen Medienobjekte versichern den Nutzern, dass ihre Entscheidungen einzigartig sind und nicht vorprogrammiert und mit anderen geteilt werden. Als wollten sie ihre frühere Rolle kompensieren, uns alle gleich zu machen, arbeiten die Nachfahren des Jacquard-Webstuhls, des Hollerith-Tabelliergeräts und des Kino-Computers von Zuse heute daran, uns davon zu überzeugen, dass wir alle verschieden sind.
– Lev Manovich 1999
Die Überindividualiserung der Algorithmen auf Social Media führt zudem was Lev Manovich vor 25 Jahren kommentiert hat: Wir glauben, dass wir einzigartigen Content konsumieren oder produzieren, dennoch fühlt sich alles gleich an. Daher ist ein Fokus, die digitale Heimat abseits der zentralen Plattformen zu stärken, sich technisch sowie inhaltlich zu ermächtigen, ein Weg um sich von der algorithmischen Gleichheit der Einzigartigkeit zu befreien.
via manovich.net